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Werner Winkler's Lösungssammlung:

 


Lösungs-Werkzeuge von A-Z
"Wie?" oder "Was?" statt "Warum?"

 

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Praxisbeispiel:

Herr Wiener litt einige Male im Jahr für mehrere Tage unter dem Verlust seiner Stimme, häufig kurz vor Beginn des Winters. Der Ursache (dem "Warum?") war er allerdings noch nicht auf die Spur gekommen. Die ärztliche Untersuchung brachte keinen Befund, es sei wohl eher psychosomatisch, meinte sein Hausarzt, als er auch diesmal wieder nichts fand. Vielleicht sollte ich einmal versuchen, den Stimmverlust absichtlich herbeizuführen, dachte sich Herr Wiener neulich auf dem Nachhauseweg und spielte in Gedanken durch, was er dazu wohl tun müsse. Denn einen positiven Nebeneffekt zumindest hatte die Sache: Da er so unmöglich unterrichten konnte, fand er genügend Zeit, die Stapel auf seinem Schreibtisch abzuarbeiten und alle überfälligen Klassenarbeiten zu korrigieren. "Wenn ich das eines Tages nicht mehr hätte, müsste ich glatt meine Stunden reduzieren, sonst ersticke ich irgendwann noch an der Arbeit." Als er den Satz zu Ende gesprochen hatte und in das verblüffte Gesicht seiner Frau blickte, bemerkte er, dass die Stimme wieder da war. Konnte es sein, dass bereits das Nachdenken darüber eine Änderung bewirkt hatte? Auf jeden Fall wollte er beim nächsten Auftreten seiner Stimmlosigkeit dieses Phänomen (das "Wie" und "Was") genau beobachten - was er kurz vorher machte - auch, welche Gedanken ihm dann durch den Kopf gingen. Einen Monat später beantragte er beim Schulamt eine Verringerung seiner Wochenstundenzahl zum nächsten Schuljahr.

 

Beschreibung:

Unsere abendländische Denkweise wird einseitig vom Ursache-Wirkungs-Prinzip beeinflusst. In Folge dessen meint man, bevor nicht die genaue Ursache einer Beschwerde, eines Problems oder Phänomens erforscht und offengelegt sei, könnte keine Beeinflussung (z.B. die Behandlung einer Krankheit) stattfinden. Ignoriert man aber probeweise die Suche nach der Ursache (auch nach den Zusammenhängen, den Verstrickungen etc.) und fragt statt dem "Warum?" nach dem "Wie?" oder dem "Was?", entstehen neue, möglicherweise nützlichere Betrachtungsweisen. Dabei ändert man den Fokus noch insofern, dass nicht nur das Auftreten einer Beschwerde, sondern auch deren Beendigung (oder Abschwächung) Beachtung findet.

"Was machen Sie, wenn Sie nach 16 Flaschen Bier aufhören zu trinken?" so ähnlich fragte ein Kurztherapeut seinen rückfälligen Klienten. Nachdem das entsprechende Lösungsverhalten erkannt wurde, war klar, dass er das auch bereits nach der zweiten oder dritten Flasche hätte zeigen können. Das war ihm bis dahin auch so gut wie immer gelungen. Die meisten Psychotherapeuten hätten vermutlich nach der Ursache für den Rückfall gesucht.

Um jedoch in dieser Weise Fragen stellen zu können, müssen wir uns die "Warum"-Frage so weit wie möglich abgewöhnen, vor allem, wenn sie nach dem ersten Stellen keinen Fortschritt gebracht hat. Noch ein Beispiel - wenn Paare sich streiten, taucht häufig die "Warum"-Frage in dieser Form auf: "Warum bist du nur so ...?" Statt nach dem Grund des So-Seins zu fragen könnte mehr das Verhalten beachtet werden: "Was geht in dir vor, wenn du dich ständig um den vollen Mülleimer schleichst, ohne ihn mit vors Haus zu nehmen?" oder "Wie gelingt es dir eigentlich, zwei Mal die Woche pünktlich zu Hause zu sein?"

Die Beschreibung von (Lösungs-) Verhalten (dazu gehört auch das innere Denkverhalten oder das Wahrnehmungsverhalten) ermöglicht die Entdeckung wiederholbarer Muster. Hat man dagegen nur den vermeintlichen Grund bzw. die Ursache für ein Problem untersucht, ist noch völlig unklar, wie es zu lösen sein könnte.

 

Übung:

Eine sinnvolle Übung wäre vielleicht, mit dem Partner oder einem Kollegen eine (kleine) Strafzahlung zu vereinbaren, wenn man unnötigerweise "Warum?" fragt. Allerdings ist es sehr schwer, sich das ganz abzugewöhnen, vor allem, wenn man es sich in langen Jahren angewöhnt hat. "Leicht, aber schwer zu lernen" - diese Charakterisierung der Lösungsorientierung von De Shazer scheint den Sachverhalt treffend zu beschreiben.