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Werner Winkler's Lösungssammlung:

 


Lösungs-Werkzeuge von A-Z
Leitdreieck für Problemlösungsgespräche

 

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Die Idee zu diesem Leitdreieck entstammt einer Regel des Therapieentwicklers D. Friedmann. Er beginnt seine Gespräche stets mit der Frage nach dem Thema, dann folgt die Zielfrage und zuletzt die Suche nach Kompetenzen. Versuche des Autors und anderer Berater haben gezeigt, dass sich der Nutzen auch dann zeigt, wenn an anderer Stelle begonnen wird (also z.B. mit einer Zielformulierung oder einer Situationsbeschreibung). Wichtig ist nur die 'Weiterleitung', damit ein Lösungsprozess in Gang kommt und man nicht in einer Ecke stehen bleibt (z.B. nur über das Problem jammert).

Die nachfolgende Beschreibung benutzt die psychographischen Typbezeichnungen. Sie sind jedoch für die Nutzung des Leitdreiecks nicht unbedingt notwendig.

Der Gesprächsablauf für Sachtypen könnte folgendermaßen aussehen (das Leitdreieck kann aber auch ohne Gegenüber in Form eines Selbstgesprächs oder einer Niederschrift benutzt werden - jedoch braucht es dazu mehr Disziplin):

1. "Was ist Ihr Thema/Problem?" oder "Welche Aufgabe sehen Sie vor sich?" oder "Welchen Arbeitstitel geben Sie unserem Gespräch?" (wird oft von selbst genannt).

2. "Was ist Ihr Ziel?" oder "Woran werden Sie erkennen, dass das Problem gelöst ist?" oder "Woran werden Sie merken, dass Sie beginnen, in der Sache erfolgreich zu sein?"

3. Das Ziel sollte ausführlich auf folgende sieben Kriterien hin überprüft werden. Falls ein Kriterium nicht zutrifft, ist es nützlich, das Ziel neu zu formulieren.

- Das Ziel sollte konkret oder messbar sein.

- Das Ziel sollte auch etwas Anwesendes beschreiben. (also nicht nur "ich will dies oder das weg haben ...")

- Das Ziel sollte für die Betroffenen bekömmlich sein.

- Das Ziel sollte attraktiv sein.

- Das Ziel sollte realistisch sein.

- Die Zielerreichung sollte prinzipiell in der Macht desjenigen sein, der es anstrebt (in seinem Einflussbereich).

- Das Ziel sollte stufenweise erreichbar sein.

4. "Was haben Sie bereits herausgefunden, das Sie diesem Ziel näher bringt?" (damit man davon mehr versuchen kann) oder "Was wissen Sie schon, das Sie nicht weiterbrachte?" (damit man nicht noch mehr davon versucht).

5. "Wie hieße das Thema/Problem, wenn es gelöst wäre?" (Die Umbenennung kann eine Veränderung bewirken).

Während des Gesprächs mit Sachtypen ist es wichtig, ihnen genug Zeit zu lassen, Pausen zu akzeptieren und sie nicht zu 'überholen'. Eine neugierige, forschende Haltung ist besser.

Ein Gespräch entlang des Leitdreiecks für Handlungstypen (diese nennen meist gleich zu Beginn einer Beratung ein Ziel) kann folgendermaßen geführt werden:

1. "Was ist Ihr Ziel?" oder "Was wollen Sie heute hier erreichen?" oder "Welche Absicht verfolgen Sie?". Handlungstypen nennen häufig 'negative' Ziele, z. B. "ich möchte nicht, dass ...". Dann ist es nützlich, zu fragen, was sie stattdessen gerne hätten. Als Ziel sollten nur solche Formulierungen akzeptiert werden, die den oben beschriebenen sieben Kriterien (konkret, anwesend, bekömmlich, attraktiv, realistisch, in meiner Macht, stufenweise) standhalten. Sonst lenkt man den Gesprächspartner oder sich selbst leicht in eine Richtung, die nicht gewollt wurde. Bis alle Kriterien erfüllt sind, kann es nötig sein, das Ziel mehrmals neu zu formulieren; häufig erledigt sich allein dadurch das weitere Gespräch.

2. "Was haben Sie schon herausgefunden, das Sie in Richtung dieses Zieles weiterbringt?" oder "Welche Möglichkeiten kennen Sie, dieses Ziel zu erreichen?" oder "Was haben Sie schon versucht, das nichts in der gewünschten Richtung bewirkt hat?". Handlungstypen sind sich häufig ihrer eigenen Kompetenz nicht bewusst, besonders im zwischenmenschlichen Bereich. Vor allem sollten sie nicht mehr von dem versuchen, was nichts geholfen oder sogar Schaden angerichtet hat. Dann heißt es: "Hören Sie auf damit; versuchen Sie etwas anderes!". Sind aber gute Erfahrungen vorhanden, auch aus kurzen Ausnah-mezeiten, kann geraten werden: "Da es schon einmal funktioniert hat, versuchen Sie es öfters."

3. Zuletzt sollte das aktuell anstehende Thema geklärt werden, beispielsweise so: "Was ist jetzt für Sie der nächste Schritt?" oder "Was hindert Sie noch daran, es in der besprochenen Weise zu versuchen?" Dabei kann es sein, dass das ursprünglich formulierte Ziel eine kleinere Dimension annimmt oder sich sogar vollständig ändert. Auch dieses neue Ziel sollte auf die sieben Kriterien (vgl. oben) hin überprüft werden.

In der Beratung von Handlungstypen ist es nützlich, eine ähnliche Haltung einzunehmen wie der Gesprächspartner. Friedmann nannte es "Gleiches mit Gleichem - positiv". Also nicht eine dramatische Äußerung mit beschwichtigenden Sätzen abtun oder aus einer Bitte um einen Tipp ein tiefschürfendes Problem konstruieren. Handlungstypen darf man ruhig ab und zu etwas überholen, das heißt, ihnen deutliche Worte zumuten oder einen praktischen Ratschlag geben. Sie können damit gut umgehen, vielleicht, weil sie selbst gerne andere in guter Absicht belehren und den rechten Weg zeigen wollen.

Im Gespräch mit Beziehungstypen (leiden an der Situation, sehen das Problem nicht und bringen alles in miteinander in Verbindung) kann das Leitdreieck wie folgt eingesetzt werden:

1. Da Beziehungstypen dazu neigen, alles in Beziehung zu setzen oder miteinander zu verknüpfen, werden sie zu Beginn oft die Situation ausführlich schildern wollen. Dazu sollte man ihnen Zeit lassen und mit freundlichen, aufmunternden Gesten zuhören. Der Inhalt der Erzählungen ist dabei häufig nicht entscheidend, sondern woran der Erzähler tatsächlich leidet. Da dies (auch für den Erzähler selbst) nicht immer einfach zu erkennen ist, sollte man nachfragen, z.B. so: "Sie haben davon gesprochen, dass .... - handelt es sich dabei vielleicht um das Thema, weshalb Sie um eine Aussprache gebeten haben?" oder "Leiden Sie an ... besonders?". So hilft man zur Konzentration auf lösbare Probleme; für Beziehungstypen kann deren Bearbeitung dann eine (fast sportliche) Herausforderung sein.

Falls man kein Problem aus den Erzählungen heraushören kann, sollte man nicht den Fehler machen, ein solches hypothetisch zu vermuten. Die Formulierung der Beschwerde muss vom Gesprächspartner kommen. Vielleicht lässt sich auch mit folgender Frage die Sache auf den Punkt bringen: "Sie haben mir jetzt viele unterschiedliche Aspekte Ihres Themas erzählt - angenommen, wir könnten heute nur einen davon konzentriert besprechen, welcher wäre Ihnen der Wichtigste?"

2. Wenn das Thema/Problem klar ist, folgt die Frage nach dem Ziel. Dabei sollte man mit Beziehungstypen besonders vorsich-tig umgehen, denn sie neigen zu unrealistischen Zielen, die eher den Charakter von Träumen als den von Plänen haben. Auch vor neuen Zielen ist Vorsicht geboten, denn Beziehungstypen können in kurzen Abständen Neues beginnen und vergessen darüber öfters, bereits erfolgreich Begonnenes zu pflegen. Das endgültige Ziel darf also ruhig offenbleiben; meist genügt es, darüber zu reden, woran der Beziehungstyp merkt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Oder man kann über kleine, konkrete Schritte sprechen, die aktuell anstehen und ihn dabei begleiten. Oft wird sich zeigen, dass hinter scheinbar großen Problemen eine einfache Lösung wartet.

3. Zuletzt können Kompetenzen, die zum Thema gehören, noch einmal detailliert besprochen werden. Auch eine Umbenennung des Problems oder der Situation kann hilfreich sein. Ein gewisses Maß an Zweifel oder liebevoller Kritik wird von Bezieh-ungstypen in der Regel gut verwertet. Sie lassen sich leicht auf Vergleiche, Bilder oder Metaphern ein. Heilsam für Beziehungstypen ist erfahrungsgemäß, dass sie das, was sie erleben, als 'normal' begreifen. Wenn man dazu einen Beitrag leisten kann, sollte man es versuchen. Nicht vergessen werden darf die Ressource 'Zeit' für den Beziehungstyp. Alles, was damit zu-sammenhängt - auch existenzielle Themen, Geld, das Dasein usw. - kann ihm weiterhelfen. Falls er diese Aspekte vergisst, nützt es, ihn daran zu erinnern (auch wenn es anfangs weh tut).

 

Übung:

Probieren Sie den Ablauf entlang des Leitdreiecks zunächst mit sich selbst, indem Sie ein Ziel, ein Thema oder eine stichwortartige Situationsbeschreibung zu Papier bringen und dann entsprechend der Vorgaben weiterarbeiten.