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Werner Winkler's Lösungssammlung:
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Praxisbeispiel: Frau Augenthaler leidet immer wieder an depressiven und kraftlosen Phasen. Jedoch gibt es auch Ausnahmezeiten, in denen es ihr recht gut bis normal geht. Die Ausnahmezeiten können nur Stunden dauern, manchmal ziehen sie sich aber über Tage oder sogar Wochen hin. Gemeinsam mit ihrem Mann beginnt sie, ein Befindlichkeits-Tagebuch zu führen. Darin hält sie alle Zeiten fest, in denen es ihr "gut" oder "normal" geht. Gleichzeitig achtet sie darauf, was sie dann anders macht als in den Beschwerdezeiten. Nach einigen Wochen sind ihr einige Unterschiede bewusst geworden: in den Ausnahmezeiten treibt sie mehr Sport, sieht weniger fern, isst und schläft regelmäßiger und sie redet mehr mit ihrem Mann - alles Dinge, die sie selbst in der Hand hat und deshalb künftig öfters machen kann. Ihre depressiven oder kraftlosen Phasen begreift sie nun als Warnhinweise, dass sie sich zu wenig um ihr Wohlbefinden kümmert.
Beschreibung: Die Suche nach Ausnahmen von der beklagten Regel hat sich dann als nützlich erwiesen, wenn zunächst keine Ursache für Beschwerden gefunden werden kann. Man kann davon ausgehen, dass es zu den meisten Beschwerden Ausnahmen gibt (dazu zählt auch die Zeit vor der Beschwerde). Dabei ist zunächst nicht klar, was den Unterschied ausmacht - hier muss ein wenig experimentiert werden, bis die wirklich ausschlaggebenden Steuerungsmechanismen gefunden sind. Diese liegen übrigens bei psychischen Beschwerden häufig auf der Ernährungsebene - werden genügend Mineralstoffe und Vitamine zugeführt, fühlt sich der Patient besser.
Der Ablauf: 1. Formulieren Sie die Beschwerde. 2. Gibt es Ausnahmezeiten? Wenn nicht, beschreiben Sie eine "hypothetische Ausnahme" (wie es wäre, wenn eine Ausnahme auftreten würde). 3. Was macht genau den Unterschied zwischen Beschwerde und Ausnahme aus? Es genügt nicht, zu sagen "da fühle ich mich besser" - beschreiben Sie, was man sie in den Ausnahmezeiten tun/nicht tun sieht. Falls Ihnen der Unterschied nicht bewusst ist, beobachten Sie sich in den Ausnahmesituationen genauer und versuchen Sie, den Unterschied in Worte (Verhaltensbegriffe) zu fassen. 4. Wie steuern Sie diesen Unterschied? Angenommen, der Unterschied besteht darin, dass man Sie morgens früher aufstehen sieht (in den Ausnahmezeiten), dann lautet die Frage: "Was machen Sie anders, wenn es Ihnen gelingt, morgens früher aufzustehen?". Der Steuerungsmechanismus kann dabei durchaus schon am Tag vorher einsetzen (z.B. indem Sie abends früher zu Bett gehen oder davor noch etwas spazieren gehen). Falls Sie nicht wissen, wie Sie einen(vorhandene) Ausnahme erneut herbeiführen können, experimentieren Sie und machen Sie Dinge anders als gewohnt - bis Sie Ihren (noch unbewussten) Trick herausgefunden haben.
Übung: Nehmen Sie sich eine schon länger vorhandene Beschwerde und gehen Sie die obigen vier Schritte nacheinander durch. Trainieren Sie Ihre Wahrnehmung darauf, auch kleine Ausnahmen bewusst wahrzunehmen (z.B. wenn Sie eine halbe Stunde keine Knieschmerzen haben, sonst aber den ganzen Tag).
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